Es vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht mit einem weiteren Versuch einer möglichst einzigartigen Definition von gesunder Ernährung konfrontiert wird. Keine Kochsendung lässt es aus, kein Promidinner ohne “Bio- oder Vegan-Attacken” und haufenweise Online-Artikel, die sich mit gesundem Essen beschäftigen. Regelmäßig werden altbekannte Lebensmittel als extrem gesund, leistungsfördernd, krankheitshemmend oder als neues “Superfood” entdeckt. Allein heute morgen gab es auf die Google-Suche “Was ist gesunde Ernährung?” mehr als 4 1/2 Millionen Antworten. Eines gleich vorweg: Auch ich werde Euch weder eine zukunftsweisende Erklärung bieten können, noch meinen persönlichen Ernährungsstil aufdrängen wollen.
Bei den zahlreichen unterschiedlichen Meinungen ist es nicht verwunderlich, wenn die Reaktionen auf diesen Hype sehr vielschichtig sind. Da gibt es diejenigen, die immer am Ball sind, alles ausprobieren. Meist sehr körper- und gesundheitsbewusste Menschen, die mit Hilfe einer gesunden Ernährung versuchen, ein Optimum an persönlichem Wohlbefinden herauszuholen. Das andere Extrem sind die routinierten “Wie immer”-Esser, die genervt sind von einer Ernährungswissenschaft, die sich scheinbar regelmäßig neu erfindet. In der Mitte findet sich vermutlich die Masse der Bevölkerung wieder. Inspiriert von manchem Ratschlag, probiert man einiges mehr oder minder motiviert aus. Rasch fehlt aber die Lust und Disziplin, oftmals durch persönliche Lebensrealitäten (Alltagsstress, Einkommen, Essenroutine und -vorlieben etc.), zu viel auf einmal zu verändern.
Ich finde diese Bandbreite an unterschiedlichen Einstellungen zum Thema gesunde Ernährung völlig normal. Für viele ist Ernährung etwas, mit dem wir auf ganz natürliche Art und Weise groß geworden sind. Wir haben von unseren Eltern einen Ernährungsstil mit auf den Weg bekommen und diesen im Laufe der Jahre angepasst, Neues ausprobiert, anderes schnell wieder aufgegeben. Für uns ist Essen und Trinken etwas “Normales” und von Haus aus nicht besonders diskussionswürdig. Wir Deutschen essen zwar gerne, investieren aber nicht unbedingt viel in die Ernährung. Zumindest bis vor Kurzem. Durch die Trends zu Bio-Kost und alternativen Ernährungsformen wie vegetarisch, vegan, Paleo, etc. findet in Teilen der Bevölkerung langsam eine bewusstere Auseinandersetzung statt.
Warum beschäftige ich mich mit gesunder Ernährung?
Aus meiner Sicht ist Essen und Trinken sicherlich keine Wunderwaffe, die uns vor allen Krankheiten schützt und ewige Jugend schenkt. Dennoch glaube ich, dass es eine Vielzahl an Lebensmitteln gibt, die besser für unseren Körper oder eben schlechter sind. Vielleicht wird uns das nicht bewusst, solange wir jung sind. Unser Körper ist da noch frisch und wenig verbraucht. Mit der Zeit verhält es sich aber wie mit minderwertigem Öl. Der Motor wird weniger leistungsfähig und verschleisst schneller. Habe ich dafür Beweise? Nein. Zumindest nicht in Gänze. Für Teilaspekte der Ernährungswissenschaft gibt es inzwischen aber gute Evidenz, die einzelne Lebensmittel oder Nährstoffe mit Krankheitsbildern verknüpft. Für eine Krankheit wie Diabetes sind die Zusammenhänge sogar sehr klar.
Für mich ist der rein wissenschaftliche Aspekt gar nicht so wichtig. Fast täglich kommen neue Erkenntnisse hinzu. Die Qualität und die Allgemeingültigkeit der Ergebnisse lassen aber oft zu wünschen übrig. Ich nähere mich dem Thema gesunde Ernährung von einer anderen Seite. Als Basis für eine gesunde Ernährung muss immer der Genuss stehen. Essen und Trinken muss Spaß machen, Neues darf aber gerne ausprobiert werden. Wer denkt, mit einem wissenschaftlich optimiertem “Astronautendrink” die Menschheit zu begeistern, irrt sich gewaltig. Solche Versuche werden über kurz oder lang scheitern. Das Gleiche gilt im Übrigen für alle einseitigen Ernährungsformen, die Herz und Gaumen unbefriedigt lassen.
Gesunde Ernährung: back to the roots!
Gesunde Ernährung heißt für mich so zu essen und trinken, dass es schmeckt, vielseitig und alltagstauglich ist und diejenigen Lebensmittel zu reduzieren, die nicht mit meinem Körper harmonieren. Also doch wieder Wissenschaft? Nein, nicht wirklich. Ich frage mich mit gesundem Menschenverstand, welche Nahrungsmittel denn gut sein könnten. Da lande ich ganz schnell in der Natur. Alles, was die Menschheit schon immer gegessen hat, kann nicht wirklich schlecht sein: Obst, Gemüse, Nüsse, Samen, Getreide, Fleisch, Eier und einiges mehr. Aber es sollte möglichst naturbelassen, nicht stark verarbeitet und vor allem nicht pestizidvergiftet und genmanipuliert sein. Und wie ist es mit den tierischen Produkten? Aus Ernährungssicht halte ich den maßvollen Konsum von tierischen Produkten nicht für schlecht. Die Mengen, die in westlichen Ländern konsumiert werden, sind aber bei Weitem nicht mehr maßvoll und schon gar nicht natürlich. Antibiotikamast, Massentierhaltung und artfremde Nahrung halte ich für mehr als bedenklich, die Produkte auch nicht für gesund.
Ich esse gerne frische Produkte, am liebsten Bio. Obst, Gemüse und vollwertige Getreideprodukte sind meine Basis. Keine ausgemahlenen Mehle, Geschmacksverstärker, “leere” Zuckerkalorien und Ähnliches. Wer noch mehr von meinem Verständnis von gesunder Ernährung erfahren möchte, dem empfehle ich den Artikel “Vegan plus X” – Essen und Trinken a la “Veggie 95″.
Mein Fazit
Die Auseinandersetzung mit dem Thema gesunde Ernährung lohnt sich, aber man muss keine Raketenwissenschaft daraus machen. Für mich bedeutet gesunde Ernährung heute mehr denn je: “back to the roots” – frisch, unverarbeitet, nährstoffreich und lebendig. Ausnahmen unbedingt erwünscht!
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